Und es gibt sie doch! Kommt der griechische Weinhandel endlich in Schwung?
Es ist, wie es (gewesen) ist! Der griechische Weinhandel hat jahrzehntelang eine erfolgreiche Vermarktung in nennenswerten Dimensionen verschlafen. Nicht, dass kein Handel betrieben wurde. Jedoch war dieser – einer verdeckten Vetternwirtschaft gleich – in diesem Zustand nicht als ein sichtbares, internationales Agieren auf dem Weinmarkt zu bezeichnen.
Im Altertum wurden auf griechischen Inseln wie Chios, Lesbos, Kreta, Kos und Rhodos qualitativ herausragende Weine angebaut. Im Vergleich zu diesen, hielten die auf dem griechischen Festland produzierten, attischen, böotischen, korinthischen und messianischen Weine nicht mit. Zu geist- und körperlos war ihr Auftritt. So blieben Ruhm und Anerkennung den Inselweinen vorbehalten. Beim Namen genannt, gelang es dem pramnischen Wein, benannt nach dem Berg Pramne auf Ikaros, dem kretischen Wein, benannt nach Diodor aus der griechischen Mythologie und dem maroneischen Wein von Zakynthos, sich in der antiken Weinwelt einen Namen zu machen.
In der nahen Vergangenheit, sah das anders aus. Hochwertige, griechische Weine wurden auf den Großmärkten nicht vertrieben. Auch auf dem restlichen deutschen Weinmarkt waren sie nicht gerade das, was der Bezeichnung »omnipräsent« entspricht. So glich es einem aussichtslosen Unterfangen, in einem deutschen Supermarkt auf die Suche nach einem mit Genuss trinkbaren, griechischen Wein zu gehen.
Auch Retsina – eine der bekanntesten, wenn nicht die bekannteste griechische Weinschöpfung – hat zu dem schlechten Ruf griechischer Weine und dem daraus resultierenden Desinteresse aller Weinenthusiasten beigetragen. Als lieblos und billig produzierter, teilweise oxidierter Massenwein, verhalf er jeden Weinliebhaber zu einem missbilligend verzogenem Gesicht. Völlig übersüßte, für den Weinkenner untrinkbare Rotweine, als sogenannte »Damenweine« nett umschrieben, haben ihren Teil zu dem schlechten Ruf griechischer Weine beigetragen und ihn damit manifestiert.
Es stieg ein (Wein-)Engel vom Olymp! Es geschehen noch Zeichen und Wunder in der griechischen Weinwelt
Über dreihundert autochthone – sprich einheimische – Rebsorten gibt es in Griechenland. Genug Potenzial also, um hochwertige Weine zu produzieren. Die bekanntesten und für die Weinerzeugung relevantesten Reben haben wir in unserer Liste aufgeführt. Das viele, über die Zeit im griechischen Weinbau verloren gegangene Reben wie Malagousiá », eine antike, weiße Rebe, wiederentdeckt und aktuell mit Erfolg vermarktet werden, haben wir in einem unserer früheren Artikel beschrieben.
Griechische Qualitätsweine erobern die Kreativküche »
Und weitere, aus authochthonen Reben wie z. B. Agiorgitiko und Mavrodaphne produzierte Spitzenweine, finden sich heute auf dem Weinmarkt. Dass die Griechen ebenso wie aus ihren einheimischen Rebsorten, aus internationalen Reben wie Cabernet Sauvignon und Savignon Blanc absolute Premiumweine produzieren, sei vervollständigend erwähnt.
Die bekannteste und gleichzeitig edelste weiße Rebe Griechenlands, ist die Assyrtiko-Rebe, die mit ca. 70 Prozent überwiegend auf Santorin(i), einer Insel der Kykladen, angebaut wird. Auch auf anderen Inseln wie z. B. Chalkidiki und auf den Peloponnes wird die Rebe angebaut. Aus ihr entstehen hochwertige Weine, die mit einem ausgeprägtem Säurespiel und hohem Alkoholgehalt versehen sind. Sie besitzen das Potenzial einer langjährigen Trinkreife, was ihre herausragende Stellung in der Rebsortenhierarchie noch manifestiert.
Weitere, relevante griechische Rebsorten
Agiorgitiko » wird überwiegend in den Weinbauregionen Attika und Peloponnes angebaut und gehört zu den am häufigsten angebauten Rebsorten der Helenen. Gerne wird sie auch als die »Merlot-Rebe« Griechenlands bezeichnet, was bereits Rückschlüsse auf ihren Charakter zulässt. Aus ihr entstehen dunkle (griech: mavro), farbintensive Weine, die den Gaumen mit samtigen Tanninen umschmeicheln. Hinzu gesellen sich Fruchtaromen nach Sauerkirschen und Johannisbeeren. Agiorgitiko verfügt über ein hohes Reifepotenzial und somit eine lange Trinkreife.
Xinomavro ist die Haupt-Rebsorte im zweitgrößten Weinbaugebiet Griechenlands, mit geschützter Ursprungsbezeichnung »NAOUSSA«. Aus der Rebe entstehen vorzügliche, große Weine, mit viel Reifepotenzial (auf Grund der Tanninstruktur und dem Charakter der Rebsorte), ausgestattet mit markanten Oliven- und vegetablen Tomaten-Noten. Ein hervorragender Begleiter für Lamm- und Wildgerichte!
Griechische Süßweine
Ein bekannter Süßwein Griechenlands, wird unter der Namensgebung Samos vertrieben. Dabei handelt es sich um einen süßen Weißwein, überwiegend aus der »Moschato«-Rebe vinifiziert, die auf der Insel Samos angebaut wird.
So entstehen heute in den geschützten Weinzonen (g.?U.) wie Samos (Rebsorte: Moschato) oder in Patras (Rebsorte: Mavrodaphne), qualitativ hochwertige süße und edelsüße Dessertweine, die auf dem internationalen Markt jedes Jahr hoch ausgezeichnet werden!
Ein weiterer bekannter, griechischer Süßwein ist der Vinsanto, der hauptsächlich auf der Insel Santorin(i) hergestellt wird. Aus den Rebsorten Aidani und Assyrtiko » entstehen nach traditioneller Methode aus luftgetrockneten, teilrosinierten Reben Dessertweine herausragender Qualität.
Die Träne der Pinie – Dakri tou pefkou – Tear Of The Pine
Wer hat das noch vor ein paar Jahren gedacht? Aus dem für Weinliebhaber untrinbaren Retsina-Massenwein-Produkt, haben pfiffige Winzer, wie z. B. die Weinkellerei Kechris aus Thessaloniki, einen geschmacklich überzeugenden, edlen Tropfen kreiert. (Die Träne der Pinie – Dakri tou pefkou – Tear Of The Pine). Einem Griff in die Trickkiste gleich, wurden bei dieser edlen Retsina-Kreation die Rebsorten Savatiano oder Roditis durch die edle Assyrtiko-Rebe ersetzt. Herausgekommen ist ein Wein, der uns mit seinen intensiven Fruchtaromen überzeugt und begeistert.
Der Kreis in der Weingeschichte Griechenlands hat sich geschlossen. Der griechische Wein tut es einem »Phönix aus der Asche« gleich und feiern mit der Rückkehr griechischer Qualitätsweine ihre Wiedergeburt. Dank ihrer hohen Qualität und erfolgreich betriebenen Vermarktungsmodellen, sind sie aktuell im kollektivem Bewusstsein der internationalen Weinwelt angekommen.
Auch wenn die Griechen ihre Weine aktuell (noch) nicht vergleichbar kostengünstig wie z. B. die spanischen oder italienischen Winzer produzieren, sind die heutigen, griechischen Qualitätsweine ihren Preis in jeder Hinsicht wert und absolut empfehlenswert.
Bleibt noch zu sagen:
»Kalí orexi kai gia mas!”« – Guten Appetit und auf die Gesundheit!
Bezugsquellen griechischer Qualitätsweine:
https://www.griechischer-weinversand-vindusud.de »
https://spyridoulasolivenoel.de »
https://www.nikthegreek.de »
https://stelios-weine.de »
Sechsteilige Artikelserie von Oenologin und Wein-Journalistin Nikoleta Makrionitou
Feta, wer kennt ihn nicht? Ohne zu übertreiben, kann man – neben Ouzo und Retsina – Feta als weltweit bekanntes Wahrzeichen Griechenlands bezeichnen. Aber natürlich hat Griechenlands Käselandschaft weit mehr zu bieten als nur ein einzige Käsesorte. Unsere Artikelserie liefert eine kleine Auswahl der weiteren Sorten.